Hilfen zur
Selbständigkeit
Geschichte bis
ca. 1930
Nationalsozialismus
+ Umgang damit
Entwicklungen
in der BRD
Behinderung Weltweit
100

Wann gab es den ersten „Rollstuhl“?

a) ungefähr im Jahr 1300 vor unserer

Zeitrechnung (also vor 3300 Jahren)

b) ungefähr im Jahr 1300 (14. Jahrhundert)

c) vor ca. 300 Jahren

Richtige Antwort a)

Mobilität war dem Menschen schon immer wichtig. In China benutzten bereits 1300 v.u.Z. gehbehinderte, kranke oder sehr alte Menschen eine Art Sessel mit Rollen, der es ihnen ermöglichte, sich relativ selbstständig in ihrem Umfeld zu bewegen.

100

Wer hatte in der Antike das Recht, Kinder

auszusetzen (z.B. behinderte Kinder)?

a) Die Mütter der Kinder

b) Die Väter der Kinder

c) Die Großeltern der Kinder

Richtige Antwort b)

Die Väter als Patriarch (Familienoberhaupt) durften über das Schicksal ihrer Kinder entscheiden.

100

Was bedeutet Euthanasie?

a) „guter Tod“, „gute Tötung“, „schöner Tod“

b) „schlechter Tod“, „grausamer Tod“

c) „Tod dem Schwachsinn“

Richtige Antwort a) 

Griechisch euthanasía (ευθανασία): „guter Tod“, „gute Tötung“, „schöner Tod“

100

Welches Wort erklärt am besten, was ein

„Behindertenausweis“ ist?

a) Vorteilskarte

b) Nachteilsausgleich

c) Freifahrschein

Richtige Antwort b)

Ein Nachteilsausgleich

100

Als Vorläufer der Inklusion unterscheidet man drei Phasen. Welche der folgenden Begriffe gehört nicht dazu?


a) Sedimentation
b) Integration
c) Exklusion
d) Separation

Richtige Antwort a)

Das von Katarina Tomasevski 2002 entwickelte Bildungsmodell umfasst vier Phasen:

Exklusion: Ausschluss von Kindern mit bestimmten Merkmalen aus dem Bildungssystem;

Separation: Unterrichtung von Kindern mit bestimmten Merkmalen in getrennten Gruppen;

Integration: Kinder mit bestimmten Merkmalen werden aufgenommen und passend gemacht für den Mainstream;

Inklusion: das Bildungssystem passt sich den Bedürfnissen von unterschiedlichen Kindern an, so dass alle gemeinsam unterrichtet werden.

Sedimentation kommt in diesem Modell nicht vor.

200

Wann wurden erste Hörhilfen entwickelt?

a) in der Antike

b) im Mittelalter

c) im 17. Jahrhundert

Richtige Antwort: c)

Die ersten Hörhilfen standen im 17. Jahrhundert in Form von Hörrohren zur Verfügung. Dabei handelte es sich um einen Trichter, der den Schall verstärkte. Die Wirkung war noch recht bescheiden, doch gelang bereits eine Verstärkung um etwa 20 bis 30 Dezibel, für eine_n Schwerhörigen damals eine beträchtliche Verbesserung.

200

Als was wurde eine Behinderung im

christlichen Mittelalter gesehen?

a) Als Fehler der Natur

b) Als Normalität menschlichen Lebens

c) Als Strafe Gottes und Teufelsbesessenheit

Richtige Antwort c)

Im Mittelalter war der Aberglaube weit verbreitet und auch die Kirche prägte die Weltanschauung der Menschen bedeutend. Menschen mit Behinderung  wurden daher als Strafe Gottes und Teufelsbesessenheit angesehen und hatten daher wenig Rechte. Dies ist in manchen Kulturen heute immer noch der Fall.

200

Wie viele Kinder und Jugendliche wurden im

NS in „Kinderfachabteilungen“ ermordet, die

an Heil- und Pflegeanstalten angliedert waren?

a) ca. 3.000

b) ca. 5.000

c) ca. 7.000

Richtige Antwort b)

5.000 Kinder und Jugendliche wurden in den „Kinderfachabteilungen“, also im Rahmen des öffentlichen Gesundheitswesens getötet.

200

Wie nannte sich die Bewegung, die ab Ende der 1970er Jahre in der BRD gegen Diskriminierung und für die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen gekämpft hat?

a) Krüppelbewegung

b) Spastikerbewegung

c) Behindertenbewegung


Richtige Antwort a)

Krüppelbewegung. 1974 gab Gusti Steiner zusammen mit dem Publizisten Ernst Klee Kurse an der Frankfurter Volkshochschule, wo sie mit behinderten und nichtbehinderten Teilnehmer_innen provokante Aktionen durchführten: Sie blockierten die Straßenbahn, um auf die Missstände aufmerksam zu machen, und verliehen einige Male die „Goldene Krücke“ an die jeweils „größte Niete der Behindertenarbeit“. Ab 1978 gründeten Franz Christoph und Horst Frehe „Krüppelgruppen“, allein der Name war Provokation. Nichtbehinderte durften nicht teilnehmen, nach dem Vorbild der Frauenbewegung wollte man zunächst unter sich die gesellschaftliche Situation analysieren. Ähnlich wie später in den Disability Studies wollte die Krüppelbewegung den Blick der Gesellschaft auf Behinderung verändern und Behinderung statt als nur medizinisches Problem als Angelegenheit der gesamten Gesellschaft begreifen (social model of disability).

200

Dies ist die Zahl behinderter Menschen weltweit

a) über eine Milliarde
b) circa 650 Millionen
c) circa 325 Millionen

Richtige Antwort a)

Während der Verhandlungen zur BRK und auch danach war immer die Rede von 650 Millionen behinderten Menschen. Im Juni 2011 ist der „World Report on Disability 2011“ der „World Health Organisation – WHO“ (Weltgesundheitsorganisation) erschienen. Danach geht man jetzt davon aus, dass weltweit über einer Milliarde Menschen mit Behinderungen leben.

300

Wann wurde die Gebärdensprache entwickelt?

a) ab 1755

b) ab 1855

c) ab 1955

Richtige Antwort a)

Gründer der ersten öffentlichen Schule für taube Kinder war 1755 in Paris der Geistliche Abbé de l’Epée. Er hatte dort Mitte des 18. Jahrhunderts die Gehörlosen gesehen, die in Straßen mit Händen miteinander sprachen. De l’Epée merkte schnell, dass diese Sprache die Basis für die Erziehung der tauben Kinder bilden könnte. Nach der Gründung seiner Schule für taube Kinder wurde unter seiner Leitung aus den „Straßengebärden“ mithilfe der französischen Grammatik eine ausgebaute Gebärdensprache entwickelt.

300

Wann gab es die erste Einrichtung, in der

Menschen mit Behinderung untergebracht

wurden?

a) um das Jahr 1000

b) um das Jahr 1500

c) um das Jahr 1800


Richte Antwort b)

Die erste Anstalt für Behinderte entstand lange vor allen anderen: 1533 gründete Landgraf Philipp in drei säkularisierten Klöstern und einer Pfarrei in Hessen die „Hohen Hospitäler für Alte, Arme, Gebrechliche, Körperbehinderte und Geisteskranke“.

300

Wie hieß das Gesetz, in dem

Zwangssterilisierungen verordnet wurden?

a) Gesetz zur Sterilisierung Behinderter

b) Gesetz zur Verhütung erbkranken

Nachwuchses

c) Gesetz zur Reinigung des Volkskörpers und

Ausmerzung krankhafter Erbanlagen

Richtige Antwort b)

Am 14. Juli 1933, wurde das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ verabschiedet. Unter Berufung auf Hitlers „Mein Kampf“ schrieb der Gesetzgeber in den Ausführungskommentaren: Wer körperlich und geistig nicht gesund und „würdig“ sei, dürfe sein Leid und sein Anderssein nicht in Form eines Kindes weitergeben. Entschlossener Wille der Gesetzgebung sei es, den „Volkskörper zu reinigen und krankhafte Erbanlagen auszumerzen“, eine „Auslese nach Leistung“ habe stattzufinden. Zu sterilisieren seien „Erbkranke“, die an „angeborenem Schwachsinn“ leiden. Des „angeborenen Schwachsinns“ verdächtig waren Personen, die ihren Unterhalt nicht „in einem geordneten Berufsleben“ verdienten und sich nicht sozial einfügten. Wer nur ständig „gleichmäßig wiederkehrende Arbeiten kann“, stand ebenfalls im Verdacht. Besonders verdächtig seien Hilfsschüler_innen. Kennzeichen von „erblichem Schwachsinn“ seien Frühkriminalität, Konflikte mit Schule und Polizei sowie „Kritiklosigkeit gegenüber Beeinflussungen“ (!). Grundsätzlich unter das Sterilisierungsgesetz fielen Schizophrene, in aller Regel Manisch-Depressive, Epileptiker_innen sowie erblich Blinde, Taube und Missgebildete sowie Alkoholiker_innen. Anzeigepflichtig waren unter anderem Zahnärzt_innen, Gemeindeschwestern, Masseur_innen, Hebammen, Anstaltsleiter_innen und Amtsärzt_innen. Ungefähr 400.000 Menschen wurden zwischen 1934 und 1945 zwangssterilisiert.

300

Wann wurde das Verbot der Benachteiligung aufgrund von Behinderung in das Grundgesetz aufgenommen?

a) 1954

b) 1974

c) 1994

Richtige Antwort c)

1994

300

Wann trat die Behindertenrechtskonvention für die bis dahin beigetretenen Vertragsstaaten in Kraft?

a) am 13. Dezember 2006
b) am 19. März 1993
c) am 03. Mai 1971

Richtige Antwort a)

Am 13. Dezember 2006 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen die BRK verabschiedet. Deutschland gehörte seinerzeit zu den Erstunterzeichnern und bekundete damit die Absicht, die Konvention auch zu ratifizieren, damit sie für Deutschland rechtskräftig wird. Für Deutschland gilt die BRK seit dem 26. März 2009. An diesem Tag war ein Monat vergangen, seit die deutsche Ratifikationsurkunde in New York hinterlegt wurde (Artikel 45 Abs. 2 BRK).

400

Wann wurde die erste Brille erfunden?

a) im 13. Jahrhundert

b) im 15. Jahrhundert

c) im 17. Jahrhundert

Richtige Antwort a)

Die Korrektionsbrille wurde Ende des 13. Jahrhunderts in Italien erfunden, jedoch sind vergrößernde optische Hilfsmittel bereits seit der Antike bekannt.

400

Wie hieß die in Berlin gegründete Anstalt für

Menschen mit geistiger Behinderung?

a) „Deutsche Anstalt für Geistesschwache“

b) „Heil- und Bildungsanstalt für Blödsinnige“

c) „Heilanstalt für Krüppel und Alterssenile“

Richtige Antwort b)

Die erste private Anstalt für „Geistesschwache“ gründete der Taubstummenlehrer K. F. Kern 1847 in Leipzig, ihr ging 1845 in Berlin schon die „Heil- und Bildungsanstalt für Blödsinnige“ voraus.

400

Wann haben Menschen, die im Nationalsozialismus aufgrund einer Behinderung verfolgt oder verletzt (z.B. sterilisiert) wurden, eine staatliche Entschädigung bekommen?

a) Niemals

b) 1984

c) 2001

Richtige Antwort a)

Niemals. In der Bundesrepublik Deutschland lehnten Gutachter_innen in den 60er Jahren solche Zahlungen im sogenannten „Wiedergutmachungsausschuss“ des Bundestages ab. Als Begründung gaben sie an, dass ein neues Sterilisationsgesetz in den kommenden Jahren wahrscheinlich und sinnvoll sei und auch in der Bevölkerung breite Zustimmung finden werde. Aus diesem Grund sei es widersinnig, bereits durchgeführte Zwangssterilisationen als Unrecht anzuerkennen und die Betroffenen zu entschädigen.

400

Wann wurde die Gebärdensprache als eigene Sprache anerkannt?

a) 1973

b) 2002

c) 2012

Richtige Antwort b)

Ab 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache (DGS) in Deutschland als Sprache anerkannt (was u.a. zur Folge hat, dass Gehörlose jetzt ein Recht auf Dolmetscher_innen haben). Die politische Anerkennung der DGS erfolgte bereits 1998 in Hessen, die rechtliche Anerkennung auf Bundesebene schließlich 2002 mit dem Behindertengleichstellungsgesetz (§ 6 BGG).

400

Welchen rechtlichen Charakter hat die Behindertenrechtskonvention?

a) sie hat als Referenzdokument nur empfehlende Wirkung und ist rechtlich unverbindlich
b) sie gilt ausschließlich für die öffentlichen Körperschaften des Bundes (also für Behörden, staatliche Schulen, Krankenhäuser und Kitas)
c) sie hat den Rang eines Bundesgesetzes


Richtige Antwort c)

Die BRK hat den Rang eines Bundesgesetzes und gilt für alle staatlichen Akteure auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene.

500

Wann gab es den ersten Zahnersatz?

a) 1000 bis 500 Jahre v.u.Z.

b) 500 Jahre n.u.Z.

c) im 19. Jahrhundert

Richtige Antwort a)

Schon die Phönizier und Etrusker (1000–500 v.u.Z.) kannten Zahnersatz. Die frühesten künstlichen Zähne wurden aus Elfenbein, Holz oder den Zähnen von Tieren oder Verstorbenen gefertigt und mit Golddrähten an verbliebene gesunde Zähne gebunden. Dies wirkte nur ästhetisch und verbesserte die Aussprache, ohne z.B. die Kaufunktion wiederherstellen zu können. Mit einem ähnlichen Verfahren wurden auch durch Parodontitis gelockerte Zähne fixiert.

500

Wann wurde der Der Selbsthilfebund für Körperbehinderte in Deutschland gegründet?

 

a)1848 nach der Deutschen Revolution

b)1878 nach Einführung der Sozialistengesetze

c) 1917 kurz vor Ende des 1. Weltkriegs

Die richtige Antwort ist c)

Der Selbsthilfebund für Körperbehinderte wurde 1917 gegründet. In dieser Zeit organisierten sich Frauen und Männer mit Behinderungen erstmalig selbst und begannen, Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Sie wehrten sich gegen den Begriff "Krüppel", da dieser einen Menschen ausschließlich anhand einer Beschädigung seines Körpers - negativ - bezeichnet, statt den ganzen Menschen zu umfassen. Sie forderten statt des Begriffes "Krüppel" die Verwendung des Begriffs "Körperbehinderung".

500

Wann wurden Zwangssterilisationen für

Menschen mit Behinderungen als

grundgesetzwidrig anerkannt?

a) 1967

b) 1987

c) 2007

Richtige Antwort c)

2007

500

Wann trat das Antidiskriminierungsgesetz (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz – AGG) in Kraft?

a) 1986

b) 1996

c) 2006

Richtige Antwort c)

Am. 18. August 2006. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Benachteiligungen nur, soweit sie an eines der folgenden personenbezogenen Merkmale anknüpfen: „Rasse“ und ethnische Herkunft, Geschlecht, Religion und Weltanschauung, Behinderung, Alter (jedes Lebensalter), sexuelle Identität

500

Menschen mit Behinderungen werden mit der Behindertenrechtskonvention vielerlei Rechte eingeräumt. Welches der folgenden Rechte gehört nicht dazu?
a) das Recht auf einen inklusiven Arbeitsplatz
b) das Recht auf inklusive Bildung
c) das Recht auf freie Entscheidungen hinsichtlich Partner- und Elternschaft

Richtige Antwort a)

Nach Artikel 27 BRK haben Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen ein Recht auf Arbeit. Die Rede ist auch von einem inklusiven Arbeitsmarkt. Ein Recht auf einen inklusiven Arbeitsplatz wird nicht ausdrücklich genannt. Im Gegensatz dazu sind die anderen Rechte in der BRK verankert: Das Recht der freien Wahl von Wohnort und Wohnform in Artikel 19, das Recht auf inklusive Bildung in  Artikel 24 und das Recht auf freie Entscheidungen hinsichtlich Partner- und Elternschaft in Artikel 23.